Orgelvesper zum Advent
Veni, veni Emmanuel
Der Advent ist die Zeit der Erwartung der Ankunft Jesu Christi und damit verbunden der Hoffnung auf seine Wiederkehr als Erlöser der Welt am Ende der Zeiten. In Adventsliedern wie «O Heiland reiss die Himmel auf» oder «Veni, veni Emmanuel» kommt denn auch meist zweierlei zur Sprache: Die Not und Finsternis unserer Welt mit ihren Kriegen und Konflikten, Ängsten und Sorgen, und die grosse Hoffnung und Sehnsucht nach umfassendem Heil und Frieden. In der traditionellen Orgelvesper zum Advent vom Samstag, 26. November um 17.30 Uhr in der reformierten Kirche werden Alexandra Weidlich, Orgel und Pfarrer Marc-Andrin Eggenschwiler beidem Ausdruck verleihen und uns musikalisch und mit biblischen Texten auf die Adventszeit einstimmen.
Die nachdenkliche «Aria Prima» des deutschen Barockkomponisten Johann Pachelbel (1653–1706) mit ihren sechs eher meditativ in sich kreisenden als virtuosen Variationen hilft anzukommen und den Rummel des Alltags für einen Moment auszublenden.
Als sanft bewegte Hirtenmelodie hebt das Prélude-Pastorale Op. 54 des russischen Komponisten und Pianisten Sergei Lyapunow (1859–1924) an. Es hat einen suchenden, sehnsüchtigen und immer eindringlicher werdenden Charakter, bis es schliesslich überraschend in melodische und formale Schlichtheit und Klarheit mündet.
César Francks (1822–1890) «Choral in a‑Moll» nimmt sich viel Zeit. Das an Klangfarben reiche Stück entstand in Francks Todesjahr und kann als typisch gelten für die französische Orgelmusik des «Fin de siècle». Unter «Choral» ist hier kein Zitat einer gregorianischen Melodie oder eines reformierten Kirchenliedes zu verstehen, sondern eine frei erfundene Instrumentalmusik, die durch ein getragenes Tempo, gesangliche Melodien und eine übersichtliche Form an
Kirchenmusik erinnert.
Auch der englische Komponist Andrew Carter (*1939) fand Inspiration in der farbigen französischen Orgelmusik des späten 19. Jahrhunderts, nachdem er von der renommierten Oxford University Press den Auftrag erhalten hatte, ein Stück für die Adventszeit zu schreiben. In seiner 1995 uraufgeführten «Toccata on Veni, Emmanuel» ist das alte Adventslied in verschiedensten Variationen deutlich zu hören. Ein Stück, wahrlich voller Licht und Hoffnung.
Dominique von Hahn
