Orgelvesper zur Karwoche
Auch dies Jahr lädt die reformierte Kirchgemeinde am Vorabend von Palmsonntag, am Samstag, 1. April um 17.30 Uhr zur traditionellen Orgelvesper zur Karwoche ein. Als Einstimmung auf die stillen Tage mit ihrem Gedenken an den Einzug Jesu in Jerusalem, an die Einsetzung des Abendmahls sowie an die Leiden und Sterben Jesu wird Thilo Muster in der stimmungsvoll erleuchteten Kirche Werke von J.S. Bach und Otto Malling spielen. Diese treten in einen Dialog mit biblischen und lyrischen Texten zu Karfreitag und Ostern, ausgewählt und vorgetragen von Pfarrer Marc-Andrin Eggenschwiler.
Das während Bachs Zeit als Konzertmeister der Weimarer Hofkapelle um 1716 entstandene Präludium und Fuge BWV 534 steht in f‑Moll, also in derjenigen Tonart, die gemäss barocker Affektenlehre «Angst und Verzweiflung» ausdrückte. Das beruhte nicht allein auf Konvention. Das im Rahmen der alten Stimmungssysteme entlegene f‑Moll klang aufgrund der sich in ihm ergebenden Intervallproportionen auf barocken Orgeln weitaus «angst- und verzweiflungsvoller» als auf modernen, gleichschwebend gestimmten Instrumenten. Die Tonsprache des gesamten Stücks ist auf den Affekt der Tonart ausgerichtet. So ist das Präludium geprägt von Figuren, Bewegungsabläufen und harmonischen Folgen, die ganz im Zeichen
eines leidvollen Abwärts stehen und auch das Fugenthema wartet bereits nach drei Tönen mit einem überaus schmerzvollen verminderten Septsprung abwärts auf.
Uns Gegenwärtige erzählerischer berühren die Werke von Otto Malling (1848–1915), der Schüler des berühmten Niels Wilhelm Gade war. Als Dirigent, Hochschullehrer und Organist an der Domkirche von Kopenhagen gilt Malling als einer der bedeutendsten dänischen Komponisten der Romantik. Neben zahlreichen Orgelwerken schuf er auch Orchester- und Kammermusik, Klavierstücke, Chorwerke und Lieder. Thilo Muster wird ausgewählte Sätze aus seinen Orgelzyklen «Die sieben Worte des Erlösers am Kreuze» op. 81 und «Der Tod und die Auferstehung Christi» op. 54 zu Gehör bringen.
Dominique von Hahn
